Realbrandausbildung

Der ausgedehnte Zimmer- oder Wohnungsbrand ist eines der gefährlichsten Szenarien für die Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr. Auch mit modernster Schutzkleidung und intensiver Standortausbildung kommt es immer wieder zu Unfällen von Feuerwehrleuten im Innenangriff. Durch sich schlagartig ausbreitende Brandereignisse in Form von Rauchgasdurchzündungen, schlechte Sichtverhältnisse durch vollständig mit dichtem, undurchsichtigen Rauch gefüllte Räume und extreme Hitze sind die Einsatzkräfte bei ausgedehnten Feuern im Gebäude besonderen Gefahren ausgesetzt – in der heutigen Zeit und bedingt durch den verbesserten vorbeugenden Brandschutz glücklicherweise aber immer seltener.

Diese allgemein zu begrüßende Entwicklung führt für die Feuerwehren jedoch zu einem Problem. Aufgrund der geringeren Anzahl kritischer Brände können junge Einsatzkräfte nur noch sehr selten im realen Einsatz das richtige Verhalten und Vorgehen von den erfahrenen Feuerwehrleuten lernen. Zudem führt die heutige Bauweise von Häusern und die moderne Wohnungseinrichtung mit vielfach erhöhten Kunststoffanteilen bei der geringeren Anzahl kritischer Brände zu einer deutlich intensiveren Rauch- und Feuerentwicklung als noch vor 20 oder 30 Jahren.

Nicht zuletzt aus diesem Grund haben einige Mitglieder aus den zehn Feuerwehren der Stadt Aurich am vergangenen Samstag die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Praxisseminar zur Realbrandausbildung bei der SAFE Fire GmbH in Etzel wahrgenommen. Hierbei wurde den Atemschutzgeräteträgern im Rahmen eines einführenden theoretischen Teils zunächst die vorherrschende Problematik der heutigen Herausforderungen noch einmal nähergebracht und das Vorgehen im Einsatz nach aktuellem Stand der Technik besprochen. Dazu gehörten unter anderem die richtige Anwendung der persönlichen Schutzausrüstung wie auch der korrekte Einsatz taktischer Löschmaßnahmen, beispielsweise der sogenannte Fensterimpuls.

Im anschließenden praktischen Ausbildungsteil wurde zunächst der richtige Umgang mit dem Strahlrohr trainiert, ehe die in der Theorie besprochenen Effekte dann an einem realen Feuer in der Brandübungsanlage gezeigt und erlebt werden konnten. Dazu gehörte eine Wärmegewöhnung, die den Atemschutzgeräteträgern eingangs die Grenzen der persönlichen Schutzausrüstung und der eigenen Leistungsfähigkeit aufgezeigt hat, sowie die darauffolgende Vorführung verschiedener Brandphänomene wie ein Flash Over oder eine Rauchgasdurchzündung. Im weiteren Verlauf wurden dann die taktischen Lösch- und Angriffstechniken in der Praxis am realen Feuer getestet, sodass die Effektivität der aktuell gelehrten Löschweisen hautnahe ausprobiert werden konnte.

Die Feuerwehren der Stadt Aurich bedanken sich ganz herzlich bei Andre Meyer und seinem Team der SAFE Fire GmbH für die informative und intensive Realbrandausbildung und hoffen auf weitere interessante Veranstaltungen in den nächsten Jahren. Gleichermaßen gilt der Dank natürlich auch der Stadt Aurich als Träger der Feuerwehr für die grundsätzliche Ermöglichung dieser zusätzlichen Ausbildung.

Bilder der Realbrandausbildung gibt es hier.