20 Feb2022
Mehrere Einsätze durch Sturmtief Ylenia
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag überzog das Sturmtief „Ylenia“ die gesamte Bundesrepublik, wobei es unter anderem auch im Norden zu teilweise orkanartigen Windböen kam. Während die Nacht glücklicherweise noch ruhig verlief, wurden die Kräfte der Feuerwehr Aurich erstmals gegen 07:50 Uhr zu einem kritischen Sturmschaden alarmiert.
Im Lüchtenburger Weg drohte ein Baum auf ein Gebäude zu stürzen. Bereits kurz vor Ausrücken der ersten Fahrzeuge folgte sogleich die nächste Alarmierung. Parallel drohten Teile des Daches eines Modegeschäfts in der Auricher Innenstadt auf den Marktplatz zu stürzen und somit eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darzustellen. Die Einsatzkräfte teilten sich dementsprechend auf, sodass ein Fahrzeug die Gefahrensituation am Lüchtenburger Weg erkunden sollte, während alle anderen Kräfte inklusive der Drehleiter den Marktplatz ansteuerten.
Diese Entscheidung sollte sich im Nachhinein als richtig herausstellen, denn während der Baum im Lüchtenburger Weg bei Ankunft der ersten Einsatzkräfte bereits gefallen war, mussten auf dem Dach des Modehauses in der Innenstadt unverzüglich Maßnahmen ergriffen werden, um das Herabstürzen von Dachteilen zu verhindern. Zur Erkundung des Daches wurde die Drehleiter rückseitig des Gebäudes in Stellung gebracht. Währenddessen sperrten die weiteren Einsatzkräfte Teile des Marktplatzes sowie einen Aufgang der Tiefgarage, welcher in den unmittelbaren Gefahrenbereich mündete. Nachdem der Fahrzeugführer der Drehleiter die Lage auf dem Dach über den Korb erkundet hatte, wurde in Absprache mit dem Hausmeister entschieden, die sich bereits gelösten Dachteile vorerst zu sichern und die letztendliche Beseitigung durch eine Fachfirma durchführen zu lassen, sobald der Wind abgeklungen war. Unter höchster Beachtung der Eigensicherung gingen nun drei Einsatzkräfte über die Drehleiter auf das Flachdach vor, um die gelösten Teile mithilfe von Spanngurten zu sichern. Zusätzlich wurde die Steckleiter des mittlerweile von der Einsatzstelle im Lüchtenburger Weg angerückten Löschgruppenfahrzeuges genutzt, um einen zweiten Zugangsweg über ein Vordach zu ermöglichen. Während die Kräfte die losen Teile auf dem Dach sicherten, konnten sich die hinzugerufenen Dachdecker über das Vordach und die in Stellung gebrachte Leiter ebenfalls ein Bild von der Lage machen und die Einsatzkräfte mit Handlungshinweisen unterstützen. Gegen 09:00 Uhr waren dann alle potenziell gefährlichen Teile gesichert, sodass der Marktplatz folglich wieder freigegeben werden und die Kräfte sich im Anschluss auf den Weg in den Lüchtenburger Weg machen konnten, in dem bereits ein Baum auf ein Gebäude gestürzt war.
Noch während des laufenden Einsatzes auf dem Marktplatz wurden einzelne Fahrzeuge zu einer weiteren Einsatzstelle in den Lazarettweg entsandt, wo es zu einer Gefahrensituation durch lose Teile einer Schornsteinabdeckung kam. Nachdem die Arbeiten am Marktplatz beendet und die Drehleiter somit abkömmlich war, fuhr diese ebenfalls den Lazarettweg an, wo die Teile der Schornsteinabdeckung folglich über den Korb und unter Einsatz handwerklichen Geschickes gesichert werden konnten.
Auf dem Weg aus der Innenstadt heraus wurde die Besatzung des Löschgruppenfahrzeuges dann noch auf einen größeren Sturmschaden am Hohen Wall aufmerksam, welcher folglich abgesichert und mittels Bügelsäge schlussendlich größtenteils beseitigt werden konnte.
Gerade als sich die Kräfte an der Einsatzstelle im Lüchtenburger Weg sammelten und auf das Eintreffen der Drehleiter warteten, löste die automatische Brandmeldeanlage der Tiefgarage des Marktplatzes aus. Drei Fahrzeuge wurden folglich dorthin entsandt, als Auslösegrund konnte aber schnell Zigarettenqualm festgestellt werden.
Nach Rückkehr in den Lüchtenburger Weg wurde dann zusammen mit dem Baufachberater des Technischen Hilfswerks final festgestellt, dass ein simples Zurückschneiden des Baumes aufgrund seiner Lage auf dem Dach des Gebäudes nicht möglich war. Da sich das THW mit weiteren Kräften hinsichtlich eines vorhergegangenen Einsatzes noch im Stadtgebiet befand, wurden diese kurzerhand ebenfalls zur Einsatzstelle angefordert. In enger Absprache und Zusammenarbeit entschied man sich zu einer ersten Sicherung des Baumes, ehe ein Zurückschneiden eingeleitet wurde. Zunächst sägten zwei Einsatzkräfte einen Großteil der Äste mittels Einhandsäge über den Korb der Drehleiter ab. Daraufhin wurden auch erste Teile des Stammes zurückgeschnitten. Die Kräfte des THW schlugen nun vor, den Stamm wieder aufzurichten, um ihn folglich sicher weiter zurückschneiden zu können. Diese Aktion wurde durch zwei Zugseile realisiert, für die der Großkraftwagen des THW sowie das Auricher Tanklöschfahrzeug als Anschlagpunkte dienten. Über die Drehleiter wurden die Stahlseile befestigt und anschließend durch eine Winde des Großkraftwagens angezogen. Durchaus sehenswert richtete sich der schwere Stamm nun auf, bis er wieder senkrecht auf dem Baumstumpf stand. Folglich konnten die Reste des Baumes über die Drehleiter noch weiter zurückgeschnitten werden, ehe der Anschlagpunkt der Zugseile am Stamm erreicht war. Nachdem diese entfernt wurden, war sichergestellt, dass der Rest des Stammes vorerst sicher auf seinem Stumpf stand. Die vollständige Entfernung obliegt nun einer Fachfirma. Die Einsatzkräfte von THW, die mit drei Großfahrzeugen und 16 Kräften angerückt waren, und Feuerwehr räumten den betroffenen Bereich schlussendlich von dem Schnittgut und konnten die Einsatzstelle gegen 13:30 Uhr verlassen. Die Feuerwehr Aurich dankt dem Technischen Hilfswerk in diesem Zuge für eine erneut hervorragende Zusammenarbeit.
Für die Besatzung des Einsatzleitwagens und anschließend auch der Drehleiter ging es dann allerdings noch weiter. Im Heerenkamp in Wallinghausen war die Rückschneidung eines weiteren Baumes erforderlich, wofür die Straße zwischenzeitlich gesperrt werden musste. Gegen 14:45 Uhr war auch dieser Einsatz beendet.
Gerade nachdem die Kräfte wieder eingerückt und das Feuerwehrhaus verlassen hatten, war noch einmal der Einsatz der Drehleiter, diesmal im Buchenweg, gefordert. Der stellvertretende Ortsbrandmeister hatte die Einsatzstelle im voraus angefahren und stellte fest, dass eine nicht unerhebliche Gefahr von einer losen Schornsteinabdeckung ausging. Diese wurde in der Folge über die Drehleiter demontiert, womit dann auch der letzte Einsatz dieses Tages gegen 16:00 Uhr beendet war.